Olga Kießling feierte in Burggrub 95. Geburtstag

22. Mai 2018 : Zahlreiche Gratulanten / Deutsch-deutsche Trennung hautnah erlebt

Im großen Kreis von Gratulanten feierte Olga Kießling in Burggrub bei staunenswerter Rüstigkeit und geistiger Frische ihren 95. Geburtstag. Die Jubilarin, in Buch einem Ortsteil von Neuhaus-Schierschnitz geboren, erlebte sie hautnah die deutsch-deutsche Trennung mit all ihren schrecklichen Folgen. Ihre Jugendzeit verbrachte sie im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern Bernhard und Lina Bätz.

Ihren Mann Christian Kießling – gestorben 2008 – lernte sie beim Tanz in Rotheul kennen. Und am 6. November 1946 wurden sie in der Dreifaltigkeits-Kirche in Neuhaus getraut. Dort konnten sie auch nach der Wende ihre diamantene Hochzeit feiern. In Burggrub bauten sie 1962 ein Haus, um ihren drei Söhnen Reinhard, Herbert und Heinz ein Zuhause zu geben. 22 Jahre arbeitete Olga Kießling in der Porzellanfabrik Eversberg. Darüber hinaus betätigte sie sich auch in der Heimarbeit, um so zum Lebensunterhalt beizusteuern.

Großer Beliebtheit erfreut sich die Jubilarin in Burggrub, denn für ein freundschaftliches Gespräch ist sie immer zu haben. Und zu erzählen hat sie aufgrund der komplizierten Grenzlage sehr viel. Vor allem erinnert sie sich immer wieder an die Besatzung der „Russen“. Um im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Buch mithelfen zu können, musste sie die damalige Grenze überqueren. Und das war immer mit einem Risiko verbunden. Mit dem Kinderwagen fuhr sie trotz Verbots nach Buch. Und es kam wie es kommen musste. Auf dem Nachhauseweg nach Burggrub wurde sie erwischt. Im Kinderwagen saß Herbert, an seiner Seite marschierte Reinhard. Nach einem unfreiwilligen Nachtaufenthalt in Neuhaus wurden die Drei wieder nach Burggrub abgeschoben. Wenig später war ein solcher deutsch-deutscher Besuch nicht mehr möglich, denn der berüchtigte „Eiserne Vorhang“ wurde immer unüberwindbarer. Und die menschlichen Verbindungen waren jäh abgebrochen, bis dann im November 1989 die Wiedervereinigung greifbar wurde. Die spektakuläre Grenzöffnung zwischen Burggrub und Neuhaus war für sie ein überaus großer Freudentag.

Zum Geburtstag herrschte Hochbetrieb in der Mitwitzer Straße. Neben ihren  Söhnen Reinhard und Herbert – Sohn Heinz verstarb 2015 -  gratulierten auch sieben Enkel und fünf Urenkel. Nachbarn, Freunde und Bekannte schlossen sich an. Die Glückwünsche der Großgemeinde Stockheim überbrachte Bürgermeister Rainer Detsch, auch im Namen von Landrat Klaus Löffler. Die evangelische Kirchengemeinde Burggrub repräsentierte Pfarrer Michael Foltin.

 

Zum 95. Geburtstag von Olga Kießling gratulierte Bürgermeister Rainer Detsch im Kreise ihrer Familie.

Text und Foto: Gerd Fleischmann