Burggrub

Burggrub, oder auch Grube, wie es vormals genannt wurde, wird am 28.10.1272 in einer Schenkungsurkunde erstmals erwähnt, als ein Ritter Konrad zu Burggrub ("Cunradus de Grube, miles") dort als Zeuge aufgeführt ist.  Das soll aber nicht heißen, dass  “Grube” erst zu dieser Zeit gegründet wurde. Urkundlich erwähnt wurden diese Ortschaften erst dann, wenn die Besitzungen verkauft, verschenkt  oder das Herrengeschlecht ausgestorben ist und der Lehensherr  den Besitz als Lehen einem anderen übertrug. So kommt es vor, dass ältere Siedlungen, Befestigungen  u.ä. erst viel später urkundlich nachweisbar auftauchen als jüngere Ortschaften,  über deren Entstehung oder bei deren Anlegung vom Chronisten des Landesherren Urkunden ausgestellt wurden.

Der Name “Grube” läßt sich von den an ehemaligen Gebietsgrenzen (Grenze des Fränkischen Radenzgaues) gelegenen bzw. eingerichteten Reingruben bzw. Grenzgruben ableiten. Diese Grenzgruben oder Reingruben waren Rechtswahrzeichen an alten Grenzen zwischen Volksstämmen, wo Recht gesprochen wurde und Grenzstreitigkeiten verhandelt wurden.

Die ersten Herren von Burggrub oder Grube waren die derer “von der Grube”, welche mit “Konrad von der Grube” 1272 erstmals benannt wurden. Das Geschlecht starb mit “Heintz von der Grube” 1348 in Mupperg aus.

Ursprünglich gehörte das Burggruber Gebiet, wie alles hier in dieser Gegend, den Markgrafen von Schweinfurt. Erst als das Bistum Bamberg gegründet wurde, kam dieser Bereich unserer Heimat zu Bamberg. Im Jahre 1122 schenkte der Kaiser Heinrich der V. u.a. auch die Obley Kronach und somit auch Burggrub  dem im Jahre 1007 neu gegründeten Bistum als Ausstattung (Eigentum). Bamberg konnte somit sein Gebiet als Lehen übertragen, weshalb auch Burggrub im Laufe seiner Geschichte verschiedenen Herren untertan wurde.

Als Herren kamen nach denen derer “von der Grube” die “von Schaumberg”, dann die “von Rosenau” und zuletzt die “von Würtzburg”. Obwohl Burggrub bambergisches Gebiet war und blieb (deshalb sind wir letztendlich jetzt bei Bayern), kam aufgrund von Erbfolgen  zu einem Drittel mit gleichem Anteil die Gerichtsbarkeit an Sachsen, was wiederum in der Praxis bis 1806 zu ständigen Streitereien zwischen Bamberg und dem Hause Sachsen-Meiningen um Burggrub führte.

Das älteste Bauwerk von Burggrub ist der Unterteil des jetzigen Kirchturmes,  die sog.  Urkapelle (jetzt Sakristei). Sie stand in der Mitte eines befestigten Gottesackers, welcher zu anfänglichen Zeiten als Schutzburg/turm der Bevölkerung als Unterschlupf bei Angriffen diente. Ihre Entstehung wird auf die Zeit nach der Jahrtausendwende bis etwa 1130 datiert. Diese Urkapelle und spätere Sankt Laurentiuskirche und ihre Anlage unterlag wie alles einem ständigen Wandel und baulicher Veränderung. Wurde diese alte Wehranlage (1643 in einer alten Aufzeichnung als Schloß zu Burckgrub bezeichnet)  bis zum Anfang des 18. Jahrhundert noch als Außenposten der Lehensherren beansprucht, verlor es an Bedeutung und wurde später och bis in unsere Zeit für kirchliche und schulische Zwecke genutzt.

Aus kirchlicher Sicht gibt es zu berichten, dass das erste Gotteshaus von Burggrub die Kapelle zur Hl. Jungfrau zu Grub, 1425 zur Filialkirche der Mutterkirche in Mitwitz erhoben wird. 1482 trennt  Bischof Philipp von Bamberg die Filialkirche von der Mutterkirche und verleiht ihr den Status einer eigenen Pfarrei. 1495 erhält Burggrub seinen ersten Pfarrer, den Leutepriester Johann Eyp aus Theisenort. 1618, also genau zu Beginn des 30jährigen Krieges, erhielt die Pfarrei Burggrub ein eigenes Pfarrhaus außerhalb der  Kirchenanlage (jetziger Standort). Für diese Pfarrei waren die jeweiligen Lehensherren für Burggrub mit Sitz in Mitwitz für die Ausstattung der Pfarrei und die Versorgung der Pfarrer verantwortlich. Erst als das alte Kirchensystem durch unser jetziges abgelöst wurde, wurden die alten Patronatsrechte aufgelöst.

Die Reformation hielt etwa um das Jahr 1528  in Burggrub seinen Einzug. Die von Kaiser und Papst durchgeführte Gegenreformation brachte zwar viele Ortschaften dieser Gegend, vor allem solche, welche Kronach ganz unterstanden, dem kath. Glauben zurück, aber Burggrub, welches überwiegend im sächsischen Einflußgebiet lag, verblieb fortan bei der luth. Lehre.

Burggrub hatte stark unter den Kriegswirren des 30jährigen Krieges zu leiden. An der Grenze zwischen  dem Einflussgebiet der Lutheraner und dem Einflussgebiet der Katholiken  und als Aufmarschgebiet für die Angriffe auf Kronach  wurde Burggrub mehrmals von den Kronacher Landsknechten heimgesucht. Jeweils nach den Angriffen auf Kronach rächten sich die Kronacher an den Untertanen bzw. an den zu den Gegnern gehörenden  Gebieten. Aber schon vorher im Jahre 1627 wurde Burggrub von den Kronachern das erste Mal niedergebrannt. Aber nicht nur Burggrub, sondern auch die anderen Ortschaften um Kronach, vor allem in Richtung Mitwitz,  welche beim lutherischen Glauben geblieben waren, wurden  aus Rache ständig angegriffen, ausgeraubt und gebrandschatzt. Die neuere Geschichtsforschung belegt, dass ein bestimmter Zusammenhang zwischen den Aktivitäten der Kronacher und den späteren Belagerungen bestanden hat.                                                                                                                                               

1806 wurde das schon immer auf Bamberger Territorium (Bayern) gelegene Burggrub trotz Proteste aus dem Hause Sachsen-Meiningen nun endgültig von den Regierenden in München für bayrisch erklärt und damit die über Jahrhunderte andauernden Streitigkeiten beendet.                                                                          

Die Ereignisse  um den 1. Weltkrieg, die  Machtergreifung der Nazis und der 2. Weltkrieg hinterließen wie überall auch in Burggrub seine Spuren. Aber erst die Teilung Deutschlands und die Errichtung des Eisernen Vorhanges mitten durch Deutschland machte  Burggrub wieder zu einer Grenzgemeinde. Burggrub litt besonders am Anfang sehr darunter, da das Leben vor dem Kriege überwiegend nach Thüringen ausgerichtet war.                                   

Zum 01. Januar 1975 hat sich die bis dahin selbständige Gemeinde mit Stockheim, Wolfersdorf, Reitsch, Haig, Haßlach und Neukenroth zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Stockheim zusammengeschlossen.

Als 1989 die innerdeutsche Grenze gefallen ist und die Wiedervereinigung Deutschlands am 03. Okt. 1990 vollzogen wurde, verlor Burggrub, nun hoffentlich zum letzten Mal, seinen Charakter als Grenzgemeinde. 

Besucher von Burggrub sollten es nicht versäumen, die inmitten einer guterhaltenen Ringmauer gelegene, 1987 neu renovierte, Sankt Laurentiuskirche mit ihrem, etwa aus der Zeit kurz nach 1500 stammenden (neuere Erkenntnisse besagen, dass um 1503 eine größere Kirchenrenovierung mit Kirchenausstattung stattgefunden hat) gotischen  Flügelaltar und die Sakristei (ehemalige, jetzt auch renovierte Urkapelle) zu besichtigen.

Außerdem sollte die an der B 89 und an der innerdeutschen Landesgrenze zu Thüringen gelegene, 1992 aus Dankbarkeit für die friedliche Wiedervereinigung erbaute Grenz- und Friedenskapelle besucht werden. Dort kann sich der Besucher über die Zeit der Trennung und die Grenzöffnung informieren und den Ausblick über den ehemals bayerisch - thüringischen Grenzraum genießen.
(geschichtlicher Überblick von Willi Bischoff)


Friedenskapelle Burggrub