Grundschüler vom Bergbaufieber erfasst

30. Juli 2018 : Projektwoche der Stockheimer Grundschule

Auf Entdeckungstour durch die Stockheimer Bergbaugeschichte  

Regelrecht vom Bergbaufieber erfasst sind die Buben und Mädchen von der 1. bis zur 4. Klasse der Stockheimer Grundschule. Die erfreuliche Begeisterungsfähigkeit hat einen zweifachen Grund: Die 24-jährige Stockheimerin Johanna Kestel erarbeitete im Rahmen ihres Studiums ein kindgerechtes und schulbezogenes bergbauliches Konzept, das es Schülerinnen und Schülern ab der 4. Jahrgangsstufe ermöglicht, zusammen mit dem schmucken Maskottchen „Konni Kohle“ auf eine spannende Entdeckungstour durch die Stockheimer Bergbaugeschichte zu gehen. Ein weiterer Grund ist die von der Schulfamilie gewünschte Umbenennung der Grundschule Stockheim in „Glück Auf! Grundschule Stockheim“. Grundlage des weiteren Vorgehens bezüglich des Erkundens der Stockheimer Bergbaugeschichte ist ein von Lehrerkollegium, Mitgliedern des Elternbeirats und Fachleuten des Fördervereins in einer Pädagogischen Konferenz erarbeiteter Kompetenzplan. Dieser legt fest, über welches Wissen ein Kind bis zum Ende der 4. Klasse an der Grundschule Stockheim verfügen soll. Begrüßt werden diese schulischen Aktivitäten vor allem vom Knappenverein, vom Förderverein Bergbaugeschichte, von Bürgermeister Rainer Detsch und Ortsheimatpfleger Gerd Fleischmann. Unterstützt werden die unterschiedlichen Programmpunkte von Gerwin Eidloth, Günther Scheler, Günther Skultety (alle Förderverein Bergbaugeschichte) sowie von Willi Müller vom Knappenverein.

 

Im Laufe der Projektwoche „Stockheimer Bergbaugeschichte“ wurden die Buben und Mädchen durch den Erlebnispfad „Dachsbau“ geführt, der mit Pingen (durch Grabungen entstandene Vertiefungen), einem Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert, Ochsenbrunnen und Haspel (alte Fördereinrichtung) sich im Stockheimer Altbergbau befindet. Im Bergbaumagazin konnten die Kinder Interessantes über das Gezähe und Geleucht der Bergleute erfahren. Kindgerechte Modelle ehemaliger Stockheimer Bergbauanlagen – geschaffen von Hubert Busse und Joseph Rebhan – erwiesen sich als ideale Anschauungsobjekte. Das Stockheimer Steinkohlenbiotop eines ausstreichenden Kohlenflözes – übrigens eine 290 Millionen Jahre alte Rarität – sowie der zehn Zentner schwere Teufkübel erweckten die Aufmerksamkeit der „Nachwuchsforscher“. 

 

Eine überaus wertvolle Bereicherung stellten die Erzählungen des ehemaligen Bergmanns Willi Müller dar, der als Zeitzeuge sehr authentisch über die schwere Arbeit unter Tage sowie die Arbeitsprobleme nach dem Zweiten Weltkrieg informierte. So waren die Mädchen und Jungen in der Lage, sich noch besser in die schwierige Situation der Bergleute hineinzufühlen. Dass die ersten beiden Strophen des bekannten Steigerliedes gesungen werden konnten, ermutigt durchaus zu weiteren Initiativen. Alle diese Eindrücke bergbaulicher Vergangenheit wurden auf unterschiedliche Weise festgehalten. Die Kinder der ersten Klassen gestalteten beispielsweise mit großer Begeisterung ein Lapbook (Forscherbuch).

 

Bürgermeister Rainer Detsch bezeichnete die pädagogische Vorgehensweise als einen Glücksfall für die Weiterentwicklung der Bergbaugeschichte. Schließlich stelle der 400-jährige Steinkohlenbergbau im Haßlachtal bayernweit ein Alleinstellungsmerkmal dar. Mit dem kindgerechten und schulbezogenen Konzept sei für die Fortführung der örtlichen Historie ein weiterer wichtiger Baustein gesetzt worden, ist sich Ortsheimatpfleger Gerd Fleischmann sicher. Dafür gebühre Johanna Kestel sowie der Stockheimer Lehrerschaft mit Rektorin Astrid Kestel an der Spitze Dank und Anerkennung.

Die Klasse 1b der Grundschule Stockheim erkundete vor Ort den Steinkohlenbergbau. Mit im Bild von rechts: Lehrerin Yvonne Fritz-Schilling, Gerwin Eidloth, Günther Scheler, Rektorin Astrid Kestel, Bürgermeister Rainer Detsch, Bergmann Willi Müller mit Grubenlampe sowie Hanna Schlick. Sichtbar sind außerdem das ausstreichende Kohlenflöz (links) sowie der Teufkübel von 1956.

Stolz zeigten Lea-Sophie und Panagiotis ihr erarbeitetes bergbauliches Forscherbuch. Mit im Bild Lehrerin Yvonne Fritz-Schilling

Text und Bilder: Gerd Fleischmann