Ein Dackel entdeckte 1756 die Stockheimer Steinkohle

20. September 2018 : Die Entdeckung hatte spektakuläre Folgen, denn für das damals noch unbedeutende Dörfchen Stockheim dämmerte eine neue Epoche heran.

Nicht schlecht staunten die Besucher bei der Führung auf dem bergmännischen Geopfad unter der Leitung von Günther Scheler zum Auftakt des Stockheimer Bergmannsfestes, als der sachsen-meiningische Oberförster Christoph Friedrich Gundermann, der mit seinem Dackel 1756 das ausstreichende Kohlenflöz am Zinnrück in der Waldabteilung der Stadt Kronach entdeckt hatte, plötzlich nach so einer langen Zeit wieder auftauchte. Und er hatte eine spannende Geschichte parat.

Michael Hohenadel – bekannt durch seine professionellen Theaterauftritte – schilderte die schwierige Anfangszeit der Steinkohlenförderung, die 1968, also vor 50 Jahren, endete. Die schwarze Schnauze seines Hündchens, das in einem Dachsbau herum stöberte, veranlasste Gundermann, die Gegend am Spitzberg näher zu untersuchen. Und er wurde fündig, die Jungfräulichkeit des ausstreichenden Kohlenflözes war damit beendet. Die Entdeckung hatte spektakuläre Folgen, denn für das damals noch unbedeutende Dörfchen Stockheim dämmerte eine neue Epoche heran.

Immer wieder musste er – Gundermann – an die schwarze Erde denken. Waren es gar die brennenden Steine, die man seit 1300 kannte, von denen man sich Wunderkräfte versprach? „Bei dem Gedanken an den plötzlichen Reichtum schlug mein Herz einige Takte schneller“, verriet der Oberförster seinem Publikum, das aufmerksam seinen Ausführungen lauschte.

Nach reiflicher Überlegung meldete Gundermann den Fund beim Bergkommissär Georg Friedrich Gensel zu Wartenfels und bat um Erlaubnis, bei dem Fundort in Stockheim nach Steinkohlen zu schürfen. Doch schon damals muss die Bürokratie umständlich und zeitraubend gewesen sein, denn erst am 9. November 1758, hatte er endlich den Mutschein in seinen Händen.

Allerdings erwies sich der Grabungsstart als recht problematisch, denn der Siebenjährige Krieg sorgte für unruhige Zeiten. „Erst 1763 habe ich die Arbeiten wieder aufgenommen und zusammen mit meinem Teilhaber Heinrich Langguth den Schacht „Vereinigter Nachbar“ angelegt“, gab sich der Oberförster optimistisch. Allerdings sorgten die Grabungserfolge für Kronacher Begehrlichkeiten, denn nun folgte eine Bergwerkseröffnung nach der anderen. In unmittelbarer Nähe wurden „St. Wolfgang“, „Adam-Friedrich“, „St. Kunigund“ und schließlich „St. Katharina“  bis 1775 angelegt. Und in den Stockheimer Wäldern, die seit 1639 der Stadt Kronach gehören, wurde es immer unruhiger.

„Meine Entdeckung hat also eine beachtliche dörfliche Expansion ausgelöst, denn zu den ehemals zwölf bescheidenen Wohnhäusern gesellten sich bald weitere 30 Wohnbauten hinzu. Schließlich gab es ja Arbeit in Hülle und Fülle. Eigentlich müssten mein Dackel und ich im Stockheimer Wappen verewigt werden“, gab der stolze Grubenbesitzer zu Protokoll, „denn wir haben Stockheim zu dem gemacht, was es heute ist!“

 

Oberförster Christoph Friedrich Gundermann, dargestellt von Michael Hohenadel, berichtete von der spektakulären Entdeckung der Stockheimer Steinkohle im Jahre 1756.

Text und Foto: Gerd Fleischmann