Problemfall Fichte: Vom einstigen Brotbaum zum Notbaum
Drei Begriffe prägten die Jahreshauptversammlung der mittlerweile 1500 Mitglieder zählenden Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen: Borkenkäfer, Klimawandel und Waldumbau. Der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Olaf Schmidt, untermauerte eindrucksvoll in seinem fast einstündigen Referat aus wissenschaftlicher Sicht die aktuelle Problematik für die heimischen Fichtenwälder. Und für die sieht es bekanntlich sehr schlecht aus.
Vor fast 500 Waldbesitzern in der Neukenrother Zecherhalle stellte Vorsitzender Georg Konrad den neuen Bereichsleiter Forsten, Dr. Michael Schmidt, sowie die 28jährige weitere Geschäftsführerin Christin Müller-Lisa aus Wallenfels vor. Beide äußerten sich über die zukünftige Zusammenarbeit mit all ihren Schwierigkeiten in einer problematischen Zeit für die heimischen Wälder sehr hoffnungsvoll.
Unter großem Beifall hieß der Vorsitzende mit Rita Bassing aus Unterrodach das 1.500ste Mitglied willkommen. „Das ist eine rasante Entwicklung bei der WBV.“ Vor fünfzig Jahren gab es zur Gründung lediglich 36 Interessenten. Dies beweise recht eindrucksvoll den hohen Stellenwert dieser Interessengemeinschaft, so Georg Konrad.
In ihren Grußworten ermunterten Stockheims Bürgermeister Rainer Detsch, Landratsstellvertreter Gerhard Wunder sowie der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken, Wolfgang Schultheiß, die Anwesenden, die großen Herausforderungen durch Klimawandel und Borkenkäfer mit Tatkraft und Mut aufzunehmen. „Wir müssen alle zusammenhalten, um den Frankenwald zu erhalten!“ so der allgemeine Tenor. So sei die Wiederaufforstung mit Klima resistenten Bäumen eine dringliche Aufgabe.
Wie Vorsitzender Georg Konrad ausführte, habe das vergangene Jahr eindringlich gezeigt, dass der Klimawandel kein alleiniges Thema von Wissenschaftlern sei. „Über Generationen hin weg haben unsere Frankenwald-Waldbesitzer gute Erfahrungen mit dem Brotbaum Fichte gemacht. Auch für die Zukunft wird die Fichte in unserer Region eine Rolle spielen – allerdings nicht alleine, denn die Monokultur hat ausgedient.“ Die WBV habe aufgezeigt, dass auch Misch- oder Laubkulturen eine Wertschöpfung aus dem Wald ermöglichen. Vor allem müsse man wissen, wie mit anderen Baumarten Werthölzer erzeugt werden können.
Dazu sagte Bereichsleiter Dr. Michael Schmidt, dass der Frankenwald hinsichtlich des Waldumbaus auf einem guten Weg sei. Mittlerweile habe man bayernweit einen siebten Platz erreicht.
Ausführlich informierten die Geschäftsführer Tobias Wicklein und Wolfgang Schirmer über die Holzmarktentwicklung. Mehr als 11000 Hektar Mitgliedsfläche werden im Landkreis Kronach von der WBV betreut. Durch Bündelung von Holzmengen, Sammelbestellungen von Forstpflanzen, gemeinsame Durchforstungsprojekte, Interessenvertretung in Organisationen und Dachverbänden könne die WBV für ihre Mitglieder ein optimales Komplettpaket anbieten. Allerdings bereite das Überangebot aus anderen Regionen dem heimischen Holzmarkt Sorge, gab Wicklein zu bedenken. Wichtig sei vor allem, das Käferholz aufzuarbeiten sowie Frischholzhiebe zu vermeiden. Die Gesamtvermarktungsmenge habe bei 33702 Festmeter im Wert von knapp 2,1 Millionen Euro gelegen. 56 Prozent der Gesamtmenge sei an regionale Anbieter gegangen, gaben die Geschäftsführer Wicklein und Wolfgang Schirmer bekannt. Abschließend informierte Rechnungsführer Hans-Ullrich Müller über die Finanzen.
Mittlerweile zählt die Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen 1500 Mitglieder. Von links: Vorsitzender Georg Konrad, Rita und Werner Bassing aus Unterrodach.
Restlos gefüllt war die Neukenrother Zecherhalle bei der Hauptversammlung der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen.
Als Geschäftsführerin stellte sich die 28jährige Christin Müller-Lisa aus Wallenfels vor.
Die Fichtenwälder des Frankenwaldes befinden sich auf dem Rückzug. Klimawandel, Niederschlagsdefizite sowie der Borkenkäfer sorgen für enorme Probleme. Die Waldlandschaft wird sich verändern, so die Prognose der Experten.
Text und Fotos: Gerd Fleischmann
Baumarteneignung im Klimawandel
Der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
referierte bei der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen
Ausführlich befasste sich Olaf Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, bei der Hauptversammlung der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen mit dem aktuellen Thema „Baumarteneignung im Klimawandel“. In Bayern dominiere die Fichte, gefolgt von der Kiefer. Beide Arten seien dem Klimawandel nicht gewachsen. „Die Wälder müssen sich ändern, wobei man vor allem fremde Baumarten ins Auge fassen muss.“
Schmidt, der aus Tettau stammt und durch mehrere wissenschaftliche Publikationen sich große Verdienste erworben hat, stellte heraus, dass in der Bevölkerung die Diskussionen um die richtige Waldbewirtschaftung und die Forstwirtschaft zunehme. Insbesondere die Bedeutung von Natur und Artenschutz sowie Fragen der Erholungsnutzung nehmen in der öffentlichen Wahrnehmung einen hohen Rang ein.
Präsident Schmidt: „Die Anpassung der Wälder im Zuge des Klimawandels bleibt eine zentrale Hausforderung der Forstwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten. Es gilt, durch Waldpflege und Waldumbau standörtlich angepasste und klimatolerante Mischbestände zu erzielen, um so das Risiko für Wälder bei veränderten Umweltbedingungen zu streuen und dadurch zu vermindern.“
Präzisere Aussagen zum Klimawandel insbesondere in seiner jeweiligen regionalen Ausprägung werden eine weitere Differenzierung des waldbaulichen Vorgehens ermöglichen, ist sich Schmidt sicher. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft liefere wissenschaftliche Grundlagen zur Baumarteneigung und zum Anbaurisiko im Hinblick auf den Klimawandel, um den Erhalt und die Schaffung zukunftsfähiger und daher leistungsstarker Wälder zu unterstützen.
Der Präsident stellte deutlich heraus, dass Klimawandel und Globalisierung den Waldschutz vor neue Aufgaben stellen werden. Schließlich könne der Klimawandel die Abwehrkraft mancher Baumarten und Waldbestände schwächen und gleichzeitig die Verbreitung und Gefährlichkeit von Schädlingen begünstigen. Leider sei, so Olaf Schmidt, die Fichte im Frankenwald vom Brotbaum zum Notbaum geworden. Als Alternative nannte der Fachmann unter anderem Douglasie, Tanne, Küstentanne, Edeltanne, Westliche Hemlock, Riesenlebensbaum, Schwarzkiefer, Atlas- und Libanonzeder sowie Edelkastanie und Baumhasel. Abschließend sagte Schmidt, dass weitere Untersuchungen notwendig seien. Die LWF erarbeite Leitlinien zum alternativen Anbau.
Vorsitzender Georg Konrad (links) überreichte LWF-Präsident Olaf Schmidt ein Gastgeschenk mit süßem Inhalt. Rechts im Bild zweiter Vorsitzender Markus Wich.
LWF-Präsident Olaf Schmidt informierte in Neukenroth über Baumarteneigung im Klimawandel.
Text und Fotos: Gerd Fleischmann